Rocky Horror Show im Linzer Landestheater

Ich bin gerade vom Theater heimgekommen.
Gesamturteil: naja, gemischt. Hätte besser und schlechter sein können.

Ich bin mit nicht besonders großartigen Erwartungen hingefahren. Linz zählt kulturell eher zum konservativen Pflaster. Ein Blick auf das Publikum vor der Vorstellung hat meine Befürchtungen verstärkt. Da sind doch glatt ein paar ältere Herrschaften mit Abendkleid bzw. grauen Anzug, Krawatte und weißes Hemd aufgetaucht. Die hatten vermutlich geglaubt, dass sie heute eine Oper von Wagner oder ähnliches sehen werden. Strapse oder auffällig angezogene Besucher sah ich nicht. Es waren die meisten in Straßenkleidung.

Vor dem Beginn der eigentlichen Vorstellung kam eine Dame mit deutschen Akzent auf die Bühne und informierte uns, dass bei offenen Feuer sofort der eisene Vorhang auf der Bühne runtergehen wird. Also keine Feuerzeuge! Aber Reis werfen war erlaubt.
Nur, geworfen wurde keiner. Es gab auch keine Wasserpistolen. Die meisten Leute saßen ruhig in ihren Sesseln. Ich sah keinen mitsingen, nicht mal mit den Knien wurde mitgewippt. Naja...

Die Inszenierung selbst war alles andere als konservativ. Als die Kreatur geboren wurden, wurde sie komplett nackt herabgelassen und sprang auch so bei ihren ersten Song locker 5 Minuten auf der Bühne herum. Nach dem Lied zog ihm Frank n'Furter einen String-Tanga an. Im Zuge dessen hob er den Pimmel von Rocky mit Zeigefinger und Daumen hoch und legte IHN seitlich, damit er die Hose darüberziehen konnte. Das war ein Bild für Götter, da mußte ich herzlich schmunzeln.

Frank n'Furter war überhaupt DER Lichtblick des Enselbles. Er und Dr. Everett Scott (bzw. Eddi) trugen die Aufführung und brachten mit ihren Songs doch etwas Stimmung herein. Brad und Janet waren Durchschnitt, Riff Raff, Columbia und Magenta waren eher enttäuschend. Sehr gut waren die Gags, die in die Handlung und im Text eingebaut wurden - mit Anspielungen auf aktuelle Ereignisse.
Nur die Band war eine wirkliche Enttäuschung. Die Rock'n'Roll-Stücke wurden mit viel zu wenig Schwung gespielt, eher mit einem BigBand-Sound als wie eine Rock'n'Roll-Band. Das war sicher mit einer der Gründe, warum nur manchmal so etwas wie Stimmung aufkam.

Die Aufführung war sehr sexuell orientiert. In der Szene, wo Frank zuerst Janet und dann Brad hinter der Leinwand verführt, wurden als Schattenspiel innerhalb von einer Minuten alle durchschnittlichen Stellungen eines fortgeschrittenen Pärchen vorgeführt - sowohl Mann/Frau als auch Mann/Mann.
Im zweiten Teil wurde es noch derber. Rocky lief mit einem umgeschnallten 20 cm Dildo herum, die Körpersprache und Gestiken ließen an Deutlichkeit absolut nichts mehr zu wünschen übrig. Es wurden ausgestreckte Zeigefinger ausgiebig gelutscht, Mann bzw. Frau knieten vor Frank inklusive entsprechender Kopfbewegungen usw.
Wenn irgendeiner der Jugendlichen vor der Aufführung noch nicht aufgeklärt war, nachher war er es sicher.

Peinlich wurde es am Schluß. Die Schauspieler kamen einzeln nach vor, holten sich ihren Applaus, sangen noch etwas und gingen wieder. Das Publikum klatschte nicht mal mit und standen auf, um das Theater zu verlassen. Da sprang Rocky auf die Bühne, forderte die Leute auf sich wieder niederzusetzen und fragte ziemlich herausfordernd, ob sie leicht nichts mehr hören wollen, weil sie schon gehen. Er begann zu klatschen und brachte so die Leute dazu, auch zu klatschen. Dann ging der Vorhang nochmals auf und wir hörten nochmals den "Time Warp". Na, gut, wenigstes da standen die Leute und klatschten mit. Danach war es aber wirklich vorbei.

Wie gesagt, ein gemischtes Urteil. In Summe habe ich es nicht bereut, aber nocheinmal würde ich mir die Vorstellung hier in Linz nicht ansehen. Wenn ich da an den Bericht von Tilak denke, kommt mir schon etwas Neid hoch. Vielleicht habe ich irgendwann nochmals die Gelegenheit, mir das Stück auf der Bühne anzusehen - diesmal aber mit einem wirklichen Fanpublikum.

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